Die Auswahl eines Lagerstandortes stellt eine strategische Entscheidung mit großer Tragweite dar, denn der Standort bestimmt in der Folge maßgeblich die erforderlichen Investitionen, Logistik- und Transportkosten, den Servicegrad sowie die ausreichende Verfügbarkeit von Personal – und hat damit erhebliche Konsequenzen für die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens. Dazu kommt erschwerend, dass die Entscheidung für ein zentrales oder dezentrales Lager nicht kurzfristig änderbar ist, denn bei einem Umzug müssen Immobilie, Einrichtung, Technik und Warenbestand im Lager berücksichtigt werden, was einen erheblichen Aufwand – zeitlich, personell und finanziell – zur Folge hat.

Im folgenden Artikel stellen wir Ihnen die Merkmale sowie die spezifischen Vor- und Nachteile von zentralen und dezentralen Lagern vor und geben Tipps, welche Aspekte bei einer Entscheidung bedacht werden sollten.

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Zentrales Lager: Übersicht
Bei einem zentralen Lager betreibt ein Unternehmen die Lagerhaltung der benötigten Materialien, Verkaufsartikel etc. an einem Standort, in der Regel auf dem eigenen Firmengelände. Alle Eingänge, ob von Lieferanten oder aus der eigenen Produktion, werden im zentralen Wareneingang verbucht, ggf. (neu) verpackt und dann in das angeschlossene Lager verteilt, wo sie bei Bedarf kommissioniert und im zentralen Warenausgang/Versand zur Auslieferung gelangen. Hierfür sind entsprechende Anbindungen (Autobahn, Hafen, Schiene, Flughafen etc.) erforderlich – daher werden neue Lagerimmobilien oft in gut erreichbaren Industriegebieten errichtet.
Sogenannte Logistikzentren sind oftmals auch Zentrallager und so aufgebaut und eingerichtet, dass sie die logistischen Tätigkeiten (Warenumschlag, Lagerung, Verpackung, Versand) bestmöglich unterstützen. Dazu gehört oftmals auch die Ausstattung mit Fördertechnik oder die Nutzung von automatischen Lagersystemen.

Zentrales Lager: Vor- und Nachteile
Unternehmerische Prozesse von der Kundenakquise über die Produktion bis zur Kundenbelieferung und Faktura werden heute selbst bei KMU oft von einem ERP- oder anderen IT-gestützten Systemen unterstützt. Da es sich auch hierbei um eine zentrale Lösung handelt, die unternehmensweit einheitlich genutzt wird, lässt sich ein zentrales Lager sehr einfach anbinden und operativ sowie administrativ betreuen.
In Kombination mit einer zeitgemäßen und bedarfsgerechten technischen Ausstattung und Einrichtung – das schließt sowohl moderne FFZ als auch Fördertechnik ein – kann in einem Zentrallager dauerhaft hohe Leistung erbracht werden. Zudem sinken bei steigender Auslastung die Stückkosten, also die (rechnerischen) Kosten der Logistik (z. B. pro Kundenauftrag). Hierbei handelt es sich um Fixkosten (Miete/Pacht, Abschreibungen, Personal), die sich bei einer höheren Auslastung auf eine größere Anzahl von Aufträgen verteilen (Fixkostendegression).

Kostenvorteile ergeben sich auch bei der Bestandsführung, denn die Einrichtung, Verwaltung und Überwachung von Mindestbeständen auf Artikelebene ist bei einem zentralen Lager deutlich einfacher zu realisieren. Da für jeden Artikel nur ein zentraler Mindestbestand geführt werden muss, ist die Kapitalbindung im Lager bei einem Zentrallager in der Regel geringer als bei dezentralen Standorten mit eigenen Mindestbeständen.
Die Nähe zum eigenen Unternehmen, also zur Produktion, Vertrieb, Personalwesen etc., bedingt kurze Wege bei internen Abstimmungen, ist jedoch zwangsläufig mit längeren Transportwegen zum Kunden und damit mit zusätzlichen Transportkosten verbunden. Das muss nicht für jedes Unternehmen ein Nachteil sein, denn die Transportlücke schließen meist Parcel-Dienstleister und Speditionen, dennoch sollten Transportwege und -kosten in verschiedenen Szenarien bewertet werden. Das gilt auch für die allgemeine Kosten- und Lagerplanung – denn dauerhaft ungenutzte oder im Tagesgeschäft ständig fehlende Lager- und Platzkapazitäten verursachen zusätzliche Kosten. Bei zeitkritischen Kunden oder Lieferverträgen – z. B. Just in Time/Just in Sequence, Milkruns oder Kanban-Lieferungen – ist eine zu große Entfernung zum Kunden zudem ebenso kritisch wie die geringere Flexibilität bei der Berücksichtigung und Umsetzung von kundenindividuellen Wünschen.
Vorteile zentrales Lager:
- Standardisierung von Abläufen und IT
- effiziente Steuerung und Administration
- hohe Leistungsfähigkeit und Auslastung
- Automatisierungen möglich und sinnvoll
- hohe Warenverfügbarkeit und Lieferbereitschaft
- geringere Kapitalbindung durch zentrale Führung von Mindestbeständen
- sinkende Lagerstückkosten bei zunehmender Fixkostendregression
Nachteile zentrales Lager:
- längere Transportwege zum Endkunden
- höhere Transportkosten für die Auslieferung zum Kunden
- wenig Raum für die Umsetzung von individuellen Kundenwünschen
- geringe Lieferflexibilität
- bei sinkender Auslastung keine Möglichkeit zum kurzfristigen Kostenabbau
Dezentrales Lager: Übersicht
Die Entscheidung, ein dezentrales Lager einzurichten, ergibt sich oftmals aus Kundenanforderungen und der Notwendigkeit, möglichst kurze Reaktionszeiten und Transportwege zu gewährleisten. Dezentrale Lager sind daher meist kleiner als Zentrallager und werden in der Nähe von wichtigen Kunden, u. U. sogar direkt auf deren Werksgelände, installiert.

Typischerweise werden dezentrale Lager als Ergänzung zu einem Zentrallager eingerichtet und von diesem per Nachschubsendungen mit neuer Ware versorgt. Auf diese Weise kann die Kapazität eines dezentralen Lagers auf ein absolut erforderliches Minimum reduziert werden, um die Kosten für Bewirtschaftung und Lagerhaltung zu begrenzen. Aus dem (kundennahen) dezentralen Lager werden dann nur kundenspezifische Artikel versendet, ergänzende Standardartikel werden aus dem Zentrallager zugeführt, wo sie gelagert und versendet werden.
Andere Gründe für die Einrichtung von dezentralen Lagerstandorten sind etwa zollrechtliche Bestimmungen (z. B. Zollfreilager im Hafen) oder die (Zwischen-)Lagerung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, Halb- und Fertigzeugen sowie Werkzeugen an Produktionsstandorten. Die fertigen Produkte können dann entweder vom Produktionslager direkt oder über das Zentrallager an Endkunden ausgeliefert werden.
Nicht immer wird ein dezentrales Lager vom Unternehmen selber betrieben, sondern kann auch temporär oder dauerhaft als Außenlager bei einem externen Dienstleister (z. B. Spedition) genutzt werden. Diese Variante wird oft genutzt, wenn das eigene (Zentral-)Lager an seine Kapazitätsgrenzen stößt und schnell zusätzliche Lagerkapazität aufgebaut werden muss.
Dezentrales Lager: Vor- und Nachteile
Ob als produktions- oder kundennahes Lager, ein dezentrales Lager wird im Regelfall als Ergänzung und Erweiterung zu einem Zentrallager eingerichtet und nicht als einzige Lagerlösung. Denn die möglichen Vorteile wie kurze Reaktionszeiten auf Kundenabrufe, kurze Transportwege und Lieferzeiten und die insgesamt größere Kundennähe sind stark vom gewählten Standort abhängig und ergeben sich nur für die Belieferung eines einzelnen Kunden oder einer Gruppe standortnah ansässiger Kunden. Während bei einem Zentrallager die Optimierung von internen Prozessen im Mittelpunkt steht (Lagereinrichtung, technische Ausstattung, Belegung etc.), steht bei dezentralen Lagern die Optimierung vor Ort (kurze Wege, geringe Bestände, maximaler Service etc.) im Vordergrund.
Erforderlich für die Einrichtung von dezentralen Lagern ist ein mandantenfähiges Lagerverwaltungssystem, in dem die Lagerbestände konsolidiert und alle Zu- und Abgänge standort- und lagerplatzgenau abgebildet werden. Das wiederum ist mit einem erhöhten administrativen Aufwand verbunden, denn die Anlage und Verwaltung von Stammdaten, Bestandsunter- und ‑obergrenzen, von Bestellungen, Rechnungen und Retouren wird zwar von modernen Systemen unterstützt, erfordert jedoch in jedem Fall zusätzlichen Arbeitsaufwand.

Zudem werden durch die Einrichtung und den Betrieb eines zusätzlichen dezentralen Lagers neue Fixkosten aufgebaut, die sich kurz- und mittelfristig nicht abbauen lassen, außer bei einem Außenlager. Allerdings sind die Kosten bei einem externen Dienstleister oftmals höher als bei der Bewirtschaftung eines Lagers in Eigenregie.
Vorteile dezentrales Lager:
- kurze Reaktions- und Lieferzeiten
- geringe Transportkosten
- größere Kundennähe
- besserer Kundenservice
Nachteile dezentrales Lager:
- höherer Aufwand bei Stammdatenpflege, Beschaffung und interner Distribution
- zusätzlicher Abstimmungs- und Koordinierungsbedarf
- höhere Kapitalbindung aufgrund doppelter Bestandsführung
- komplexeres Retourenmanagement
- Aufbau zusätzlicher Fixkosten
- Abhängigkeit von einzelnen Kunden steigt erheblich
- Abhängigkeit von externem Dienstleister (Außenlager)

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