Teleskopstapler: Physikalische Grundlagen für Fahrer und Bediener
Wer einen Teleskopstapler bedient oder mit einem solchen Arbeitsgerät agiert, muss die dafür relevanten physikalischen Grundlagen und Zusammenhänge kennen und verstehen. Der folgende Grundlagenartikel stellt diese übersichtlich und jeweils mit konkretem Bezug auf die Arbeit mit einem Teleskopstapler dar.
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Masse oder Gewicht
Während der Begriff „Masse“ physikalisch korrekt ist, hat sich umgangssprachlich eher die Vokabel „Gewicht“ eingebürgert. Beides meint jedoch im Grundsatz dasselbe. Die Masse errechnet sich aus der Dichte eines Materials und dem jeweiligen Volumen und wird in der Einheit Kilogramm gemessen. Daher kann die Masse eines Körpers berechnet oder einfach gewogen werden.
Masse (kg) = Dichte (kg/m³) * Volumen (m³) |
Kräfte
Die Masse ist deswegen von elementarer Bedeutung, weil sie entscheidend die verschiedenen Kräfte beeinflusst, die auf sie einwirken. Konkret sind das die Gewichtskraft, Druck- und Zugkräfte, Fliehkraft und Reibungskraft. Die Einheit für Kraft ist das Newton.
Kraft (N) = Masse (kg) * Beschleunigung (m/s²) |
Da sich die Erde in einer ständigen Rotationsbewegung um sich selber befindet, wirkt auf jeden Körper, der sich auf der Erde befindet, die Schwerkraft. Die hierfür relevante Erdbeschleunigung ist physikalisch betrachtet eine Konstante von 9,81 m/s², die auch gleichzeitig für die Ermittlung der Gewichtskraft jedes Körpers in die o. g. Gleichung eingesetzt werden kann.
Trägheitskraft/Masseträgheit
Neben der Gewichtskraft spielt die Trägheitskraft oder auch Masseträgheit eine wesentliche Rolle. Denn jeder Körper ist bestrebt, seinen momentanen Bewegungszustand beizubehalten. Das betrifft sowohl einen ruhenden Körper (beispielsweise ein Auto, das nicht anspringt und angeschoben werden muss) als auch einen Körper in Bewegung (ein Auto rollt auch ohne zusätzliche Beschleunigung einen steilen Abhang hinunter).
Die Masseträgheit wird immer dann besonders deutlich, wenn sich der Bewegungszustand in kürzester Zeit, also innerhalb von Sekunden(-Bruchteilen) ändert: Ein Auto, das aus voller Fahrt gegen ein stehendes Hindernis prallt, wird durch den Aufprall erheblich verformt, und die Insassen werden nach vorne geschleudert. Bei einem Teleskopstapler kann das ebenfalls sehr dramatisch werden, denn auf eine am Teleskoparm hängende Last wirkt ebenfalls die Masseträgheit: Fährt der Stapler sehr schnell an oder bremst abrupt, wird die Last ihre Bewegung trotzdem fortsetzen und ins Pendeln geraten. Je höher und länger der Lastarm und je größer die Masse der Last, desto weiter und länger wird sie pendeln.
Fliehkraft
Auch die Fliehkraft ist für die Arbeit mit einem Teleskopstapler wichtig. Sie tritt bei Kreis- bzw. Drehbewegungen auf und zieht die Masse von der Drehachse nach außen weg. Was beim Kettenkarussell kontrolliert geschieht und den Fahrgästen viel Spaß macht, kann bei einem an einem Drahtseil befestigten Behälter, der am Telekoparm schwebt, schnell zu einer Gefahr für das Gerät und die Umwelt werden. Und das nicht nur bei Rotationsbewegungen: Auch in Kurvenfahrten wirkt die Fliehkraft deutlich spürbar, denn sie ist es, die Fahrer und Beifahrer bei einer schnellen Linkskurve nach rechts zieht und umgekehrt.
Reibungskraft
Die Reibungskraft wirkt zwischen zwei sich berührenden Körpern, die sich gegeneinander bewegen und durch die Reibungskraft gegenseitig in der Bewegung hemmen. Wie stark die Reibungskraft wirkt, hängt unter anderem davon ab, wie die Oberflächen der beiden Körper beschaffen und strukturiert sind. Eine glatte Schlittschuhkufe kann auf Eis nahezu ohne Reibung gleiten, auf einer Eisfläche mit Rollsplit hingegen kaum noch. Feuchtigkeit, Öl oder der Untergrund selber können die Reibung erhöhen, etwa die Fahrt auf einem Gefälle.
Es werden drei Formen der Reibung unterschieden:
- Haftreibung: Dieses ist die stärkste Form der Reibung, bei der ein Körper auf einem anderen haftet, etwa der Reifen, der auf dem Asphalt haftet und so das stehende Auto auch auf Gefälle daran hindern, talabwärts zu rutschen.
- Rollreibung: Hier rollt ein Körper auf einem anderen, etwa die Reifen während der Fahrt auf der Straße. Die hierbei auftretenden Reibungskräfte sind am geringsten.
- Gleitreibung: Ein Körper gleitet auf dem anderen, beispielsweise bei einer Vollbremsung mit blockierenden Reifen.
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Hebelgesetz
Teleskopstapler arbeiten nach dem Prinzip des Hebelgesetzes, das jeder vom Spielplatz und der dortigen Wippe kennt: Eine Wippe besteht aus einem mittigen Drehpunkt, an dem sie aufgehängt ist, sowie den beiden Plattformen an den Außenseiten, physikalisch der „Lastarm“ und der „Kraftarm“. Bei einem gleichmäßig verteilten Gewicht müssen Last- und Kraftarm gleich lang sein, damit die Wippe sich im Gleichgewicht befindet – zumindest, wenn weitere Kräfte wie Beschleunigung, Bremsen, Pendelbewegungen etc. nicht berücksichtigt werden.
Ein größeres Gewicht an der einen Seite kann durch eine Verkürzung des gegenüberliegenden Armes um den gleichen Faktor ausgeglichen werden: Doppeltes Gewicht auf dem Lastarm erfordert einen um die Hälfte kürzeren Kraftarm für ein erneutes Gleichgewicht.
Auf den Teleskopstapler übertragen, ist der Drehpunkt der Schwerpunkt des Gerätes, der Lastarm das Teleskop samt Last und der Kraftarm das Gegengewicht der Maschine. Aus diesem Grund gilt bei Teleskopstaplern und auch bei anderen Flurförderzeugen mit einem Lastarm, dass die zulässige Masse mit zunehmender Entfernung der Last vom Schwerpunkt des Gerätes immer geringer wird. Denn nur so kann der nicht anpassbare Kraftarm des Staplers die Last noch zuverlässig halten. Anders als bei einer Wippe muss der Kraftarm beim Umgang mit Lasten auf Staplern, Kranen oder Teleskopstaplern immer mehr Masse aufweisen als der Lastarm. Schon bei einem ausgeglichen Verhältnis würde die Maschine nicht mehr sicher auf allen Rädern stehen, sondern schwanken und damit instabil werden.
Moment
Physikalisch betrachtet ist ein Moment oder Drehmoment eine zusammengesetzte Größe aus der Kraft und der Länge des Hebelarms, also der Strecke, auf die diese Kraft wirkt.
Moment (Nm) = Kraft (N) * Hebelarm (m) |
Bei Teleskopstaplern spielen vor allem das Last- und das Standmoment eine wesentliche Rolle. Damit das Gerät immer sicher steht, muss zu jeder Zeit das Lastmoment kleiner als das Standmoment sein. Ist das nicht der Fall, gerät die Maschine ins Kippen und kann umfallen.
Schwerpunkt
Der Schwerpunkt eines Körpers stellt den Bereich dar, an dem die von außen wirkenden Kräfte auf den Körper wirken. So liegt der Schwerpunkt bei einem runden Brett in der Mitte des Kreises, bei einer (gleichmäßig) beladenen Gitterbox in der Mitte der Box, wo sich die Diagonalen treffen. Der Schwerpunkt verlagert sich mit der Masse. Wenn also beispielsweise drei Gitterboxen übereinander gestapelt werden und dabei die oberste Box die größte Einzelmasse darstellt, liegt der Schwerpunkt oberhalb der Mitte. Die Konstruktion ist damit besonders instabil.
Aus diesem Grund müssen Lasten mit einem Stapler oder Teleskopstapler immer möglichst bodennah verfahren werden, um den Schwerpunkt von Last und Stapler nicht mehr als unvermeidbar nach oben zu verlagern.
Standsicherheit – Kippkanten
Jedes Fahrzeug hat einen Schwerpunkt, der sich innerhalb der Fahrzeuggrundform befindet. Ein Stapler mit Hubmast hat ein sogenanntes Standsicherheitsdreieck. Beim Auto ist es ein Standsicherheitsviereck, weil Vorder- und Hinterachse gleich lang sind und das Fahrzeug seine Gesamtmasse gleichmäßig auf alle vier Räder verteilt.
Neben dem sich so ergebenden Fahrzeugschwerpunkt ist der Lastschwerpunkt die zweite wichtige Größe. Denn beide zusammen ergeben den für die Standsicherheit entscheidenden Gesamtschwerpunkt. Der Fahrzeugschwerpunkt verändert sich im Betrieb nicht, wohl aber der Lastschwerpunkt, der von der Masse der Last, ihrer Position am Lastarm, ihrem Bewegungszustand etc. abhängt.
Damit beim Umgang mit der Last trotzdem nichts passiert, darf der Gesamtschwerpunkt der Maschine nicht über die Kippkanten hinausgeraten. Aus diesem Grund müssen die Tragfähigkeitsdiagramme des Herstellers genau beachtet und die dort als zulässig genannten Masseobergrenzen eingehalten werden. Das gilt in besonderem Maße auch dann, wenn die Maschine nicht waagerecht steht, sondern auf einer schrägen Ebene. Denn das führt dazu, dass sich der Gesamtschwerpunkt der bergabwärts gelegenen Kippkante nähert, was ein Kippen in diese Richtung begünstigt.
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